Vom Schwibbogen des Großherzoglichen Theaterkellers
zur Burg Uhlenhorst am Friedensplatz
- 17 Jahre Kleinkunstbühne „Burg Uhlenhorst“ -
- Dr. Klaus Groh -
Es war das Jahr 1890 als am damaligen „Großherzoglichen Hoftheater“ Georg Ruselers Stück „Die Stedinger“ aufgeführt wurde. Der Autor Ruseler war selbstverständlich anwesend und traf hier auf den Hofschauspieler Rudolf Lorenz, der aus Aachen kam und dort dem Verein Schlaraffia bereits angehörte. Lorenz erzählte Ruseler von dem faszinierenden Männerverein und den Zielen des Vereins und der Idee, in Oldenburg auch einen derartigen Verein zu gründen. Ruseler war sofort begeistert und schon am darauffolgenden Jahr 1891 hatte Ruseler und Lorenz, der inzwischen Regisseur am Hoftheater geworden war, 17 kultur- und kunstbegeisterte Oldenburger, die meisten waren am Theater tätig, zusammenbekommen und gründete die „Oldenburgia“ als das 110. Reych ( so nannten sich die Vereine) im schlaraffischen Bund. Als Gründungsort war natürlich das Großherzogliche Hoftheater ein idealer Ort für eine Spielstätte besonderer Art. Das ganze fand dann am 06. Januar 1891 im sog. „Schwibbogen im Theaterkeller“ statt, einem Ort mit besonderem Flair. Ruseler wurde der erste Oberschlaraffe mit dem schlaraffischen Namen „Bolko, Edler der Asega“, an seiner Seite stand der Hoftheaterdirektor Carl Ulrichs mit dem schlaraffischen Namen „Genial der Kettenschlepper“. In den folgenden Jahren waren es immer wieder die Mitglieder des Oldenburgischen Theaters, die zum Stamm der Oldenburger Schlaraffen gehörten. Genannt seien einige wie Carl Klapproth (Kammermusiker), Geyer (Regisseur),Gustav Turrian, Schwemmer, Lettinger, Bender und von Bischoff (alles Hofschauspieler), Gustav Götze (großherzoglicher Musikdirektor), Kammermusiker Düsterbehn, der Kapellmeister Jerichow und Volkmar Flecken (1. Konzertmeister). Bis auf den heutigen Tag sind immer, und das seit über 125 Jahren, Mitglieder des Theaters wichtige „Sassen“ der „Schlaraffia Oldenburgia“ gewesen. Die letzten Mitglieder waren die Kammerschauspieler Franz Müksch und Klaus Koennecke. Der ehemalige Maskenbildner und Gewandmeister Heinz Krämer war der letzte aktive Vertreter des Oldenburgischen Staatstheater in der lebendigen „Schlaraffia Oldenburgia“. Heinz Krämer verstarb am 01. Januar 2016 im Alter von 94 Jahren. Am 28. April 2016 wurde der Kontakt zum Oldenburgischen Staatstheater wieder hergestellt. Der Schauspieler, Spielleiter und Dramaturg Rudi Plent ist als Junker Rodolf das 290. Mitglied (seit der Gründung der Oldenburgia 1891) in der Oldenburgia . Aus gesundheitlichen Gründen hat Rudi Plent im März 2019 die Schlaraffia wieder verlassen müssen.
Inzwischen gibt es weltweit fast 400 schlaraffische Reyche mit ca. 12 000 Mitgliedern auf allen Erdteilen. Viele Vereine sind in der Zeit des Nationalsozialismus gelöscht worden. Gründe waren das sog, Gleichschaltungsgesetz, das Vereine nur duldete, wenn der Zusatz „Reichs-…“ ergänzt wurde, was die Schlaraffia nicht mitmachte - und weil viele Mitglieder der Schlaraffia jüdischen Glaubens waren. Vereine, die in den osteuropäischen Ländern lagen, (auch in den baltischen Ländern) konnten verständlicherweise in der sog. „finsteren Zeit“ nicht weiterbestehen. Wegen ihrer logenähnlichen Struktur galt in der NS-Zeit die „Schlaraffia“ als eine „jüdisch unterlaufene – für das Volkswohl gefährliche - Allerweltsgesellschaft“.-
Eine neue Brücke zu den Theaterwurzeln wurde vor 15Jahren in der „Schlaraffia Oldenburgia“ geschlagen und als neue Bühnenaktivität mit der Gründung der Kleinkunstbühne „Burg Uhlenhorst“ wieder ins Leben gerufen mit dem Gedanken „zurück zu den Wurzeln“. Die von der GEMA anerkannte Kleinkunstbühne „Burg Uhlenhorst“ am Friedensplatz 3 in Oldenburg schloß die diesjährige Spielzeit mit der 106. Sonntagmatinee im April und ging in die Sommerpause. So zeigte die Bühne u.a. Stücke, wie „Leutnant Gustl“ (Arthur Schnitzler); „Ein Bericht für eine Akademie" (Franz Kafka); „Die Geburt des Spielmanns" (Dario Fo);"Johan Padan entdeckt Amerika",(Dario Fo); "Socken, Lügen & Wein" ( Alvaro Solar); „Der Kontrabaß“ (Patrick Süßkind); „Ein Mann gibt Auskunft“ (Erich Kästner); Don Quichote de la mancha" (Cervantes); "Socken, Lügen & Wein" (Alvaro Solar); „Ich bin ein Optimiste“ (Otto Reutter);"Männerfreundschaft" (Alvarao Solar); „Der kleine Prinz“ (Antoine de Saint-Exupery), „Heute Abend : Lola Blau“ (Georg Kreisler), "Die Courasche" ( H.J.G.von Grimmelshausen), die „Dreigroschenoper“ (Bert Brecht) und "Was man so alles überlebt..." (Mascha Kaléko)neben Konzerten, Klassik und Jazz, Lesungen, literarischem und politischem Kabarett. Das Kulturprogramm der „Schlaraffia Oldenburgia e.V.“ wird mit bemerkenswerten Kleinkunst- und Bühnenereignissen fortgesetzt.
www.schlaraffia-oldenburgia.de
www.oldenburgia-matinee.jimdo.com
www.schlaraffia.org
Kulturverein Schlaraffia Oldenburgia e.V. fast 130 Jahre in Oldenburg
Ein Schlaraffenland des Geistes?
17 Jahre Kleinkunstbühne „Burg Uhlenhorst“
- Dr.Klaus Groh 2019 –
Wenn man glaubt, das Schlaraffenland gibt es nicht, dann muß diese Behauptung korrigiert werden. Neben dem Schlaraffenland der kulinarischen Völlerei, eine schöne bedenkliche Utopie, gibt es das Schlaraffenland des Geistes, keine Utopie (!), weltweit seit über 150 Jahren und in Oldenburg seit fast 130 Jahren.
Im Meer der politischen Systeme, im Ozean der internationalen Länderansammlungen gibt es ein Inselreich, unabhängig, weltweit und autonom, mit eigener Zeitrechnung und einer eigenen Währung , eigener Gerichtsbarkeit und eigener Sprache , mit eigenen Identifikationspässen und einer eigenen Reychsordnung.1
Es ist kein Geheimbund, keine Loge, keine studentische Verbindung und auch kein Service-Club, keine Religion und keine Weltanschauung. Es ist ein weltweiter Freundschaftsbund.
Man kann es sich nicht vorstellen, es ist wirklich keine träumerische Utopie, das Inselreych gibt es wirklich. Das Reych wird mit „y“ geschrieben und existiert seit 1859 2 auf allen Erdteilen. Im gleichen Jahr beginnt die inselreychsinterne Zeitrechnung. Der Uhu als weises Wappentier gab dem Beginn der Zeitrechnung die Bezeichnung „im Jahres des UHU“ ( anno Uhui 0, a.U.0). Das Reych existiert lediglich ca. 3 Stunden in der Woche, allerdings verteilt auf allen Erdteilen in ca. 300 Enklaven, dem sogenannten UHUVERSUM. Die fast dreistündige Wochenexistenz ist unterschiedlich weltweit so verteilt,3 dass in den täglichen Abendstunden, nahtlos, außer sonntags, irgendwo immer ein Reych existiert. - Die Existenz dieser Reyche ist jeweils auf sieben Monate im Winterhalbjahr begrenzt, äquatorial wieder, den Jahreszeiten gemäß, aufgeteilt. Denn die Reyche existieren nur im Winterhalbjahr, was dann auf der südlichen Halbkugel eben anders ist als auf der nördlichen. Ob in Quito (Ecuador) oder in Bangkok (Thailand), in Mexico City (Mexico) oder in Perth (Australien), in Kapstadt (Südafrika) oder Oldenburg, die jeweils dreistündige Existenz dieser weltweit verteilten Reyche wird überall durch zwei wohlklingende Tam-Tam-Schläge begrenzt. Ein Schlag jeweils vor Beginn der dreistündigen Reychsexistenz und ein Schlag am Schluss der jeweiligen Reychsexistenz. Außerhalb dieser zeitlichen Eingrenzung beginnt überall auf der Welt erneut auch für diese Exklusivinselbürger der übliche profane Alltag. Die Zeit der jeweiligen Reychsexistenz wird „Sippung“ genannt und das Reychsinselstaatenkonglomerat heißt „Schlaraffia“.4 Seit 1891 beherbergt Oldenburg eine schlaraffische Enklave, gegründet von Mitgliedern des damaligen Großherzoglichen Hoftheaters und von Künstlern und Literaten in und um Oldenburg. Fast 13 000 Männer, „Schlaraffen“ ( Die Bürger dieser Reyche sind nach alter historischer Festlegung ausschließlich Männer5 ) gibt es weltweit auf allen Erdteilen.
Die Streitthemen, Politik, Religion und Geschäft, die in der Profanei zu Religionskriegen, Intrigen, Völkerschlachten, Kämpfen um Bodenschätze, Ideologiekämpfen u.ä. führten und weiterhin führen werden , sind absolut TABU. Diese drei immer zu Streit führenden Alltagsthemen werden „einfach“ durch die schönen hehren Begriffe KUNST, FREUNDSCHAFT und HUMOR ausgetauscht. Diese drei Säulen, die ein dauerndes gemeinsamen Streben nach schönem Leben und geselligem Zusammenleben versprechen, und inzwischen zwei große Weltkriege überstanden haben, garantieren eine inzwischen 150 jährige friedliche Koexistenz weltweit. Schlaraffia als Philosophie ist für drei Stunden in der Woche ein Eintauchen in eine paradiesische, absolut tolerante und friedliche, freundschaftliche, gesellige, fröhlich-intelligente Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass gleichaltrige Schlaraffen ab 70 Jahren durchschnittlich die Lebendigkeit und Freude am Leben von 20 bis 30 Jahre jüngeren Nichtschlaraffen genießen. Man erfreut sich gegenseitig mit geistreichen Beiträgen, bei denen die drei Ideale KUNST, FREUNDSCHAFT und HUMOR zentrale Themen sind. Und alle Mitglieder dieses „ritterlichen Spiels“ werden in einem honorigen spielerischen Ritual zu Rittern geschlagen und bekommen für die Zeit ihrer Reychszugehörigkeit einen Ritternamen, der exakt zu der jeweiligen Persönlichkeit ausgesucht wird. Die Schlaraffia ist immer offen für Männer, die mit den schlaraffischen Idealen liebäugeln. schlaraffia@gmx.org, www.schlaraffia-oldenburgia.de; www.oldenburgia-matinee.jimdo.com
1 Jede Verfassung ist eine Spielregel für soziales Zusammenleben. Die Spielregel für das schlaraffische Spiel heißt „Spiegel“ (Anfang und Ende des Wortes >Spielregel<)
2 Von Theaterleuten in Prag als satirische Reaktion auf das damalige k. u. k.- Gehabe gegründet
3 Sippungsfolge
4 Ein Schlaraffenland des Geistes
5 Sassen
Die Matinee-Reihe wird unterstützt von der
Schlaraffia Oldenburgia e.V.
- ein Schlaraffenland des Geistes -
seit Januar 2005 gibt es im Winterhalbjahr
von Oktober bis April
an jedem letzten Sonntag im Monat um 11:00 Uhr
eine Kabarett-, Konzert- oder Kleinkunstveranstaltung
in der Burg Uhlenhorst
am Friedensplatz 3
www.oldenburgia-matinee.jimdo.com